Living Soil ist ein Konzept, das den Boden als lebendiges Ökosystem betrachtet. Es geht dabei um die natürliche Zusammenarbeit von Mikroorganismen, Nährstoffen und Pflanzen. Dieser Ansatz wird vor allem im nachhaltigen Anbau und in der ökologischen Landwirtschaft geschätzt. Für den Homegrower bietet diese Art des Anbaus die Möglichkeit, ein gesundes Bodenleben gedeihen zu lassen und dieses Bodenleben über viele Jahre in wertvollem Substrat für seinen Cannabisanbau nutzen zu können. Hochwertige Erden, speziell solche, die für den Anbau von essbaren Pflanzen oder unserer Lieblingspflanze vermarktet werden, werden oft getestet. Hersteller geben Zertifikate oder Analysen an, die zeigen, dass ihre Produkte frei von Schadstoffen sind. Eine 100% garantiert schadstofffreie Erde für den Pflanzenanbau herzustellen, ist in der Praxis äußerst schwierig, wenn nicht unmöglich. Dies liegt an den komplexen Wechselwirkungen in der Umwelt und den technischen sowie praktischen Einschränkungen. Im folgenden Beitrag klären wir die häufigsten Fragen zum Thema Living Soil und wie du das maximale Potential aus deinen natürlich angebauten Blüten herausholen kannst.
WAS IST LIVING SOIL?
Living Soil ist eine Bezeichnung für ein funktionierendes Ökosystem im Boden, das speziell in landwirtschaftlichen oder gärtnerischen Anwendungen genutzt wird, um durch das Zusammenspiel von Mikroorganismen, Pilzen, Bakterien, und anderen Bodenlebewesen, die Nährstoffaufnahme der Pflanzen zu fördern.
Cannabis ist eine Pflanze, bei der das Aroma und das Wirkstoffprofil (z. B. Terpene und Cannabinoide) eine entscheidende Rolle spielen. Ein lebendiger Boden fördert die natürliche und komplexe Entwicklung von Cannabinoiden und Terpenen in der Cannabispflanze. Dies kann für Konsumenten und Hersteller ebenso entscheidend sein wie der reine THC-Gehalt einer Pflanze. Cannabis hat einen deutlich höheren Marktwert als viele andere Pflanzen wie bspw. Gurken oder Tomaten, wodurch sich die Investition in ein aufwendigeres System wie Living Soil finanziell langfristig eher lohnen kann. Schon in der Antike verstanden Bauern die Bedeutung eines lebendigen Bodens. Traditionelle Methoden wie Fruchtwechsel, Kompostierung und Gründüngung förderten die Bodenfruchtbarkeit. Viele indigene Kulturen, z. B. in Südamerika (Amazonas-Terra-Preta), Asien und Afrika, pflegten Böden durch organische Rückführung und Symbiose mit Mikroorganismen.
WORAUS BESTEHT LIVING SOIL?
Living Soil (Lebendiger Boden) bezeichnet weniger ein Material oder Substrat, wie beispielsweise Steinwolle oder Erde, sondern vielmehr einen lebendigen Zustand des Bodens. Dieser Boden ist reich an mikrobiologischem Leben, das mit den Wurzeln der Pflanze in einer Symbiose steht. Hierbei geben die Wurzeln der Cannabis-Pflanze Zucker an die Bodenlebewesen, die im Gegenzug Nährstoffe für die Wurzeln freisetzen.
WELCHE BODENLEBEWESEN SIND FÜR EINEN LIVING SOIL BODEN NÜTZLICH?
Die Wurzeln der Pflanze geben Zucker (Kohlenhydrate) an die Bakterien, Pilze, Würmer und andere Mikroorganismen im Boden ab. Im Gegenzug zersetzen diese Mikroben organisches Material und setzen durch ihre Stoffwechselprodukte und Enzyme wichtige Nährstoffe wie Stickstoff, Phosphor und Kalium frei, die die Pflanze für ihr Wachstum benötigt.
Bodenlebewesen, die für das ökologische Gleichgewicht in einem lebendigen Boden essenziell sind:
Mikroorganismen (nicht sichtbar, aber essenziell):
Pilze (Mykorrhiza- und Saprophytische Pilze) Mykorrhiza: Bilden Symbiosen mit Pflanzenwurzeln, verbessern die Nährstoffaufnahme (z. B. Phosphor) und fördern das Wurzelwachstum.
Saprophytische Pilze: Zersetzen organisches Material, setzen Nährstoffe frei und fördern das Bodenleben.
Zersetzerbakterien: Abbau organischer Stoffe und Freisetzung von Nährstoffen.
Knöllchenbakterien: Binden Stickstoff aus der Luft und machen ihn für Pflanzen nutzbar.
Photosynthetische Bakterien: Fördern das Bodenleben durch Energieumwandlung.
Protozoen: Einzellige Organismen, die Bakterien fressen und dadurch Nährstoffe freisetzen (z. B. Stickstoff für Pflanzen).
Actinomyceten: Eine spezielle Bakterienart, die im Boden wie Pilze agiert. Sie bauen Zellulose und Chitin ab und geben Nährstoffe frei.
Nützliche Tiere und Insekten (sichtbare Bodenorganismen):
Kleinstlebewesen (Mikrofauna):
Nematoden: Fadenwürmer, die Schädlinge bekämpfen und organisches Material zersetzen.
Springschwänze (Collembola): Fressen abgestorbene Pflanzenteile und Pilze, fördern das Bodenmikrobiom.
Milben (Hypoaspis und andere): Raubmilben bekämpfen Trauermückenlarven, zersetzen Material und stabilisieren das Bodennetzwerk.
Zersetzer (Mesofauna):
Regenwürmer: Zersetzen organisches Material, verbessern die Bodenstruktur und erzeugen nährstoffreichen Wurmhumus.
Asseln: Fressen Holzreste und abgestorbenes Pflanzenmaterial, unterstützen die Humusbildung.
Enchyträen: Kleine Verwandte der Regenwürmer, die organisches Material abbauen.
Doppelfüßer: Zersetzen Mulch und Pflanzenreste, tragen zur Nährstoffversorgung bei.
Räuber (Makrofauna):
Laufkäfer und deren Larven: Fressen Schnecken und andere Schädlinge.
Hundertfüßer (Zentipeden): Räuber, die Schädlinge wie Insektenlarven jagen.
Raubmilben: Natürliche Schädlingsbekämpfer.
Ergänzende Elemente (Sekundärrolle, aber nützlich):
Bodenbewohnende Schnecken: Zersetzen organisches Material (aber kontrollierte Population notwendig).
Pilzmückenlarven (kontrolliert): Helfen beim Abbau von organischem Material, solange sie nicht überhandnehmen.
WELCHE BESTANDTEILE BILDEN DIE BASIS FÜR EINEN LIVING SOIL BODEN?
Living Soil Cannabis-Grower nutzen vielfältige Rezepte, die sich in Details unterscheiden, jedoch auf einer soliden Basis beruhen. Typische Inhaltsstoffe sind hochwertiger Kompost, Wurmhumus und nährstoffreiche Zusätze wie Algenmehl oder Knochenmehl, kombiniert mit mineralischen Elementen wie Perlit oder Bims zur Verbesserung der Drainage. Diese Mischung wird durch lebende Mikroorganismen ergänzt, die das Bodenleben fördern und eine natürliche Nährstoffversorgung sicherstellen.
Nachfolgende Bestandteile können die Basis für einen lebendigen Boden bilden:
Torfmoos (Peat Moss): Speichert Feuchtigkeit und liefert organische Substanz. Die Nachhaltigkeit ist umstritten, da die Torfgewinnung Lebensräume zerstört und CO₂-Emissionen freisetzt.
Kokosfaser (Coco Coir): Die Nachhaltigkeit von Kokos ist umstritten, da die Kokosfaser für den Gartenbau aufwendig gewaschen werden muss)
Kompost: Enthält eine Vielzahl von Mikroorganismen und organischen Nährstoffen.
Wurmhumus (Wurmkot): Sehr nährstoffreich und voller nützlicher Mikroorganismen.
Perlit oder Vermiculit: Lockert den Boden auf und verbessert die Drainage. Perlit ist nicht ideal für Living Soil, da es weder zum mikrobiellen Leben beiträgt noch nachhaltig produziert wird. Alternativen wie Bimsstein, Biochar oder organische Materialien passen besser zur Philosophie von Living Soil.
Sand: Für zusätzliche Struktur und bessere Belüftung.
Dolomitkalk: Kalzium und Magnesium-Zufuhr
Algen: Liefern wichtige Mikronährstoffe und Mineralien, die das Bodenleben fördern und die Pflanzen direkt versorgen.
Seetang: Enthält natürliche Wachstumsförderer wie Auxine und Cytokinine, die Wurzelwachstum und Stressresistenz verbessern.
Fledermausguano: Besonders reich an Stickstoff, Phosphor und Kalium, was das Pflanzenwachstum anregt und die Blütenbildung im Cannabisanbau fördert.
Mulchschicht: Verhindert Austrocknung, Temperaturregulierung, Unkrautunterdrückung, Nährstoffversorgung, Schutz vor Errosion, Fördert Mikroorganismen, Verbesserung der Belüftung, Spart Dünger und Wasser.
WELCHES MATERIAL NEHME ICH ZUM MULCHEN?
In der Standardpraxis des Mulchens stehen viele Materialien zur Verfügung, abhängig von den Anforderungen des Bodens, der Pflanzen und der Umgebung. Hier eine Übersicht über gängige Mulchmaterialien:
Stroh oder Heu: Beliebt in der Landwirtschaft und Gartenarbeit. Gut für Living Soil und Bodenschutz.
Gute Wasserspeicherung.
Laub oder Blätter: Ideal im Herbst, kostenlos verfügbar.
Zersetzt sich langsam und liefert Nährstoffe.
Holzhäcksel oder Rindenmulch: Langlebig, schützt gut vor Unkraut.
Stickstoff kann beim Zersetzen gebunden werden, daher nicht direkt in die Pflanzreihe einarbeiten.
Grasschnitt: Reich an Stickstoff, gut für Gemüsegärten. Dünn auftragen, um Fäulnis zu vermeiden.
Kompost: Perfekt für nährstoffarme Böden. Dünne Schicht direkt auf den Boden geben.
Kokosfasern (Coir): Hält Feuchtigkeit gut. Die Nachhaltigkeit von Kokos ist umstritten, da die Kokosfaser für den Gartenbau aufwendig gewaschen werden muss)
Stroh von Deckfrüchten: (z. B. Gründüngungspflanzen)
Gut für Living Soil und Bodenschutz.
Nützliche Insekten: Bakterien, Pilze, Nematoden, Protozoen, Regenwürmer usw. s.u.
Gut gemulcht ist halb gewonnen! Jeder, der eine gesunde und vitale Erde haben will, sollte mulchen! Ich kann es nicht genug betonen! Eine mit gutem Mulch bedeckte Erde ist dauerhaft feuchter, lebendiger, nährstoffreicher, saugstärker und besser belüftet. Der Mulch kann auch vor Trauermücken schützen.
WELCHE INSEKTEN SIND GUT FÜR LIVING SOIL?
Im Living Soil Cannabis-Anbau spielen nützliche Insekten eine entscheidende Rolle, da sie das Ökosystem im Gleichgewicht halten, Schädlinge bekämpfen und den Boden gesund halten.
Nützliche Insekten für Living Soil:
Raubmilben (Hypoaspis miles, Amblyseius swirskii): Bekämpfen Trauermückenlarven, Thripse und Spinnmilben.
Nematoden (Steinernema feltiae): Kontrollieren bodenbewohnende Schädlinge wie Trauermückenlarven und andere Schädlingslarven.
Schlupfwespen (Encarsia formosa, Trichogramma): Bekämpfen Weiße Fliegen und Motten.
Marienkäfer (Coccinellidae): Verzehren Blattläuse, Milben und andere kleine Schädlinge.
Florfliegenlarven (Chrysoperla carnea): Wirksam gegen Blattläuse, Thripse und Milben.
Räuberische Gallmücken (Aphidoletes aphidimyza): Fressen Blattläuse und sorgen für eine natürliche Schädlingskontrolle.
Springschwänze (Collembola): Helfen bei der Zersetzung organischer Materie und unterstützen das Bodenmikrobiom.
Regenwürmer (Lumbricus terrestris, Eisenia fetida): Verbessern die Bodenstruktur, fördern die Durchlüftung und produzieren Wurmhumus.
Dungkäfer (Scarabaeinae): Zersetzen organisches Material und fördern die Nährstoffverteilung.
Milben der Gattung Stratio Laelaps (früher Hypoaspis miles): Unterstützen das Gleichgewicht im Boden und bekämpfen bodenbewohnende Schädlinge.
Nützliche Raubwanzen (Orius insidiosus): Jagen Thripse und Blattläuse.
Hummeln (Bombus): Nicht direkt für den Boden, aber wichtig für die Bestäubung in Outdoor-Setups.
Asseln (Porcellio scaber): Zersetzen organische Materie und fördern das Bodenleben.
WELCHE NÄHRSTOFFE SIND IM CANNABISANBAU WICHTIG?
Makronährstoffe:
Stickstoff (N): Für Wachstum, Blattbildung und Chlorophyll.
Phosphor (P): Für Wurzelentwicklung, Blüte und Energiefluss.
Kalium (K): Für Stoffwechsel, Blütenbildung und Krankheitsresistenz.
Sekundärnährstoffe:
Kalzium (Ca): Fördert Zellstruktur und Wurzelgesundheit.
Magnesium (Mg): Für Chlorophyll und Photosynthese.
Schwefel (S): Für Proteinsynthese und Enzymaktivität.
Mikronährstoffe (Spurenelemente):
Eisen (Fe): Wichtig für Enzyme und Chlorophyllbildung.
Zink (Zn): Reguliert Wachstumshormone.
Kupfer (Cu), Bor (B), Mangan (Mn), Molybdän (Mo): Unterstützen verschiedene Stoffwechselprozesse.
WAS SIND KOMPOST-TEES?Kompost-Tees sind flüssige Dünger aus Kompost oder Wurmhumus, die im Living Soil-Anbau das Bodenleben fördern. Sie liefern Nährstoffe, stärken die Pflanzengesundheit und unterdrücken Schädlinge. Anders als gängiges Düngen nähren sie nicht nur die Pflanze direkt, sondern aktivieren das Bodenmikrobiom, das die Nährstoffe nachhaltig freisetzt und ein lebendiges, stabiles Ökosystem schafft.
Kompost-Tee liefert eine Fülle lebender Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze, die die Bodenbiologie stärken und die Nährstoffaufnahme der Pflanzen verbessern. Dadurch wird das ökologische Gleichgewicht des Bodens unterstützt, was zu gesünderen Pflanzen, besserem Wachstum und widerstandsfähigeren Kulturen führt.
WIE HÄUFIG SIND KOMPOST-TEES IM LIVING SOIL NÖTIG?
Im Living Soil gibt man Kompost-Tees etwa alle 2–4 Wochen während des Wachstumszyklus, um das Mikrobiom zu stärken und die Pflanze mit zusätzlichen Nährstoffen zu versorgen. In der Blütephase kann es auch sinnvoll sein, den Tee häufiger anzuwenden.
SOLLTE ICH MIT LIVING SOIL NUR IN ERDE ANBAUEN ODER GEHT DAS AUCH IN KOKOS ODER STEINWOLLE ?
Wenn du Living Soil in einem nicht-erdigen Medium wie Kokos verwenden möchtest, kannst du das durchaus tun, aber es erfordert eine genauere Überwachung und regelmäßige Anpassung der Nährstoffversorgung und Mikrobiologie. In Steinwolle wird der Ansatz schwieriger, da sie von Natur aus keine Mikroben oder Nährstoffe bereitstellt. Living Soil funktioniert am besten in Erde, weil diese ein natürliches Umfeld für das Mikrobiom und die Bodenstruktur bietet.
WELCHE MENGE ERDE BZW: WELCHE TOPF-GRÖßE SOLLTE ICH FÜR LIVING SOIL BENUTZEN?
Größere Mengen Erde ermöglichen ein stabiles Boden Mikrobiom. Für Homegrower sind 22 Liter Töpfe ideal aber generell gillt; je größer desto besser. Größere Volumen (>50 Liter) liefern langfristig bessere Ergebnisse. Kleiner als 15 Liter sollten deine Töpfe nicht sein, weil es hier schwer sein wird, einen lebendigen Boden zu etablieren.
KANN ICH MEINE ERDE WIEDERVERWENDEN WENN ICH LIVING SOIL PRAKTIZIERE?
Ja, du kannst die Erde im Living Soil wiederverwenden. Die Wiederverwendung von Erde im Living Soil bietet dem Homegrower eine nachhaltige Möglichkeit, ein selbstregulierendes Bodenumfeld selbst zu schaffen und beim Anbau weitgehend auf Zusätze wie Dünger oder pH Angleichungen zu verzichten. Der Boden wird im Laufe der Zeit immer besser. Dies fördert nicht nur gesündere Pflanzen, sondern sorgt auch für ein Endprodukt, das sauberer, sicherer und von höherer Qualität ist. Mit regelmäßiger Pflege und Überwachung wird die Erde mit jedem Anbauzyklus besser und gleichzeitig wird die Umwelt geschont.
WIE LANGE KANN ICH EINEN LIVING SOIL-BODEN NUTZEN?
Ein Living Soil kann potenziell unbegrenzt verwendet werden, solange er gepflegt wird und die Mikrobenpopulation aktiv bleibt. Es ist jedoch wichtig, den Boden regelmäßig mit organischen Materialien zu versorgen, um seine Nährstoffvorräte aufzufüllen und die Bodenlebewesen zu unterstützen. In der Praxis kann der Boden nach 2–3 Erntezyklen eine Auffrischung oder eine Regenerationsphase benötigen, um optimal weiter genutzt werden zu können. Wenn du deinen Living Soil richtig pflegst und regelmäßig nachbereitest, kannst du Jahre lang gesunde Ernten damit erzielen.
WAS MUSS ICH BEACHTEN, DAMIT MEIN LIVING SOIL BODEN MÖGLICHST LANGE HÄLT?
Erhalt und Pflege von lebendigem Boden:
Ein lebender Boden benötigt kontinuierlich organisches Material wie Kompost, Mulch oder Pflanzenreste, um Mikroben zu ernähren und die Bodenstruktur zu erhalten. Vermeide chemische Düngemittel, da diese das empfindliche Mikrobiom stören können. Nach 2–3 Ernten sollte der Boden durch Top-Dressing, Wurmhumus oder Bodenaktivatoren regeneriert werden. Regenerationspflanzen wie Klee oder Luzerne helfen, Nährstoffe zurückzuführen. Regelmäßiges Nachdüngen mit organischen Materialien hält die Mikrobenaktivität aufrecht. Ergänze bei Bedarf Bodenorganismen wie Bakterien oder Pilzsporen. Nach intensiver Nutzung kann eine Ruhephase oder Gründüngung den Boden revitalisieren.
Living Soil sollte nie austrocknen – automatische Bewässerungssysteme wie Tropfblumat können hier hilfreich sein. Eine Mulchschicht aus Bio Hanffaser hilft zudem, die Feuchtigkeit zu bewahren.
KANN ICH MEINEN LIVING SOIL BODEN AUCH MAL LÄNGER STEHEN LASSEN UND DANN WIEDERVERWENDEN?
Ja, du kannst deinen Living Soil problemlos auch länger stehen lassen und anschließend wiederverwenden, wenn du einige wichtige Aspekte beachtest, um die Bodenqualität und das Mikrobiom zu erhalten. Living Soil ist darauf ausgelegt, ein lebendiges Ökosystem zu sein, das sich regeneriert und über lange Zeiträume stabil bleibt.
Hier sind einige Tipps, wie du den Boden über mehrere Monate pausieren und dann wiederverwenden kannst:
1. Boden feucht halten
Die Mikroorganismen und Bodenlebewesen im Living Soil benötigen Feuchtigkeit, um aktiv zu bleiben. Ein vollständig ausgetrockneter Boden kann das Mikrobiom schädigen.
Tipp: Halte den Boden gleichmäßig feucht (nicht nass), indem du gelegentlich Wasser hinzufügst, am besten mit einem Zusatz wie Wurmtee, Komposttee oder einer EM-Lösung (Effektive Mikroorganismen).
Vermeide jedoch Staunässe, da dies anaerobe Bedingungen schaffen und zu Fäulnis führen kann.
2. Mulchen
Bedecke die Oberfläche des Bodens mit Mulchmaterial wie:
Stroh
Blätter
Grasschnitt
Kompost
Mulch schützt die Bodenoberfläche vor Austrocknung und bietet Nahrung für Mikroorganismen und Regenwürmer.
3. Bodenleben füttern
Auch wenn keine Pflanzen wachsen, benötigen Mikroorganismen Nährstoffe. Füttere das Bodenleben mit organischem Material:
Optionen: Geringe Mengen Kompost oder Wurmhumus.
Zerkleinerte Pflanzenreste, Algenmehl oder Bokashi.
Deckfrüchte wie Klee oder Senf (falls gewünscht).
4. Aeration sicherstellen
Der Boden sollte locker und gut belüftet bleiben. Falls du ihn länger ruhen lässt, überprüfe nach der Pause, ob er verdichtet ist. Wenn nötig, kannst du ihn vorsichtig mit einer Grabegabel oder einem Pflanzstab lockern.
5. Schutz vor Schädlingen
Wenn du den Boden längere Zeit stehen lässt, könnten Schädlinge wie Trauermücken oder Pilzmücken auftauchen.
Decke den Boden bei Bedarf mit einem Vlies ab.
Kontrolliere den Feuchtigkeitsgehalt, um das Risiko von Schimmelbildung zu minimieren.
6. Aktivierung vor der Wiederverwendung
Wenn du den Boden nach ein paar Monaten wieder verwenden willst, bereite ihn vor, um die Bodenorganismen und Nährstoffe zu reaktivieren:
Komposttee oder Wurmtee: Einen Tag vor dem neuen Anbau hinzufügen, um die Mikrobenpopulation zu stärken.
Bodenanalyse: Falls möglich, überprüfe den pH-Wert und den Nährstoffgehalt. Eventuell ist eine leichte Nachdüngung mit organischen Stoffen (z. B. Guano, Algenmehl, Gesteinsmehl) nötig.
Mikrobenpräparate: Produkte wie Mykorrhiza-Pilze oder Trichoderma können helfen, die Symbiose mit den Pflanzen zu unterstützen.
HAT JEDER GROWER SEIN EIGENES LIVING SOIL-REZEPT?
Ja, viele erfahrene Grower und Züchter entwickeln ihre eigenen Living Soil-Rezepte, um den Boden an die spezifischen Bedürfnisse ihrer Pflanzen anzupassen. Diese Rezepte variieren je nach Ziel (z. B. Ertrag, Geschmack, Nährstoffgehalt) und basieren auf einem Grundverständnis von Bodenchemie und Mikrobiologie.
Kleiner als 15 Liter sollten deine Töpfe für Living Soil nicht sein, weil es hier schwer sein wird, einen lebendigen Boden zu etablieren. Generell gillt; je größer der Topf desto besser.
Chlorhaltiges Wasser schadet den Mikroorganismen und sollte genauso wie mineralischer Dünger im Living Soil vermieden werden.
Die Sonnenerde wurde speziell für den Cannabisanbau entwickelt und enthält alle wichtigen Bestandteile für einen lebendigen Boden. Die Erde kann wiederverwendet werden und wird im Laufe der Zeit immer besser. Außerdem ist sie frei von Torf und Kokos.
GIEßT MAN NUR MIT WASSER WENN MAN LIVING SOIL PRAKTIZIERT?
Im Prinzip kannst du im Living Soil ausschließlich mit Wasser gießen, jedoch können zusätzliche Maßnahmen wie Komposttees oder organische Ergänzungen, besonders in der Blütephase oder bei spezifischen Mängeln, sinnvoll sein.
Tipps zum Gießen im Living Soil:
Langsame und gleichmäßige Bewässerung: Gieße den Boden langsam, damit das Wasser gleichmäßig eindringen kann und keine Staunässe entsteht. Tropfbewässerung oder Gießstäbe sind besonders geeignet.
Wassermenge anpassen: Achte darauf, dass der Boden feucht, aber nicht durchnässt ist. Ein leicht feuchtes Milieu unterstützt die Mikrobenaktivität optimal.
Temperatur beachten: Verwende Wasser mit Umgebungstemperatur, um Temperaturschocks für Wurzeln und Mikroben zu vermeiden.
Qualität des Wassers: Vermeide chloriertes Wasser, da Chlor das Mikrobiom schädigen kann. Lass Leitungswasser vor dem Gießen 24 Std. abstehen oder nutze gefiltertes Wasser.
Richtige Zeit zum Gießen: Gieße vorzugsweise früh am Morgen oder abends, um Verdunstung zu minimieren und die Feuchtigkeit im Boden zu halten.
Feuchtigkeit kontrollieren: Überprüfe die Bodenfeuchte regelmäßig, um Über- oder Unterbewässerung zu vermeiden. Ein Feuchtigkeitsmesser kann hilfreich sein. Living Soil sollte nie austrocknen – automatische Bewässerungssysteme wie Tropfblumat können hier hilfreich sein. Eine Mulchschicht aus Bio Hanffaser hilft zudem, die Feuchtigkeit zu bewahren.
Mulch nutzen: Mulch hilft, die Feuchtigkeit im Boden zu bewahren und schützt Mikroben vor Austrocknung.
Falls aus deinen Leitungen weiches Wasser, ohne viele Mineralien, und mit einem EC Wert unter 0,4 kommt, könnte es sein, dass die unteren Blätter deiner Pflanze zu früh (also schon kurz nach Einleitung der Blüte) gelb werden oder rostige Flecken bekommen. Dies könnte auf einen Kalzium und Magnesiummangel hindeuten und ist ein häufiges Problem bei Homegrowern. Mit 1 ml Bio-Cal Mag, auf einen Liter Gießwasser, gleich von Anfang an, lässt sich dieses Problem in der Regel verhindern und deine Blätter bleiben bis zum Schluss grün und lebendig. Alternativen wie Dolomitkalk, Gips oder organische Zusätze sind oft nachhaltiger und schonender für das Mikrobiom des Living Soil.
VORTEILE VON LIVING SOIL:
Hochwertige Erträge: Cannabis aus Living Soil zeichnet sich durch intensiven Geschmack, Aroma und höhere Konzentrationen an Terpenen und Cannabinoiden aus.
Natürliche Nährstoffversorgung: Mikroben zersetzen organisches Material und setzen Nährstoffe langsam frei, was die Pflanze gesund und vital hält.
Nachhaltigkeit: Der Boden wird wiederverwendbar und bleibt langfristig fruchtbar, was Ressourcen spart.
Geringerer Pflegeaufwand: Die Mikroben übernehmen die Regulierung der Nährstoffversorgung, was eine konstante Düngung überflüssig macht.
Umweltfreundlich: Es werden keine chemischen Düngemittel benötigt, was den ökologischen Fußabdruck reduziert.
Förderung der Biodiversität: Living Soil schafft ein stabiles Ökosystem mit Mikroorganismen, Pilzen und Würmern.
PH Wert: PH Wert-Angleichungen sind generell nicht nötig.
NACHTEILE VON LIVING SOIL:
Langsamer Prozess: Die Nährstofffreisetzung erfolgt langsam, was Anpassungen schwieriger macht, falls Mängel auftreten.
Erhöhter Platzbedarf: Living Soil benötigt oft größere Pflanzgefäße, um eine stabile Mikrobenpopulation zu unterstützen.
Empfindlichkeit gegenüber Überwässerung: Staunässe kann die Mikrobenaktivität verringern und Wurzelfäule verursachen.
Eingeschränkte Kontrolle: Im Vergleich zu hydroponischen Systemen ist die direkte Steuerung der Nährstoffzusammensetzung begrenzt.
Kostenintensiver Einstieg: Der Aufbau eines gesunden Living Soils (z. B. durch Wurmhumus, Kompost und Bodenaktivatoren) kann initial teuer sein.
Regeneration erforderlich: Nach mehreren Zyklen muss der Boden wiederaufbereitet werden, was zusätzliche Arbeit und Materialien erfordert.
Die Pflanzen sind in einem lebendigen Boden in der Lage, sich ihre Nährstoffe die sie benötigen, zum richtigen Zeitpunkt und in der richtigen Dosierung herauszuziehen. Damit sind die Pflanzen in jedem Lebenszyklus wie Wachstum und Blüte, und den damit verbundenen unterschiedlichen Bedürfnissen entsprechend mit Nährstoffen versorgt.
Häufig gestellte Fragen:
Was passiert mit den zurückgebliebenen Wurzeln, wenn ich die Erde mehrmals verwende?
Je nach Vorliebe werden die Wurzeln nach jedem Anbau entfernt oder im Boden belassen. Du kannst die größeren Wurzelballen nach jedem Grow entfernen und den Boden umpflügen, sog. “Till”. Alternativ kannst du die Wurzeln im Boden belassen und lediglich die Oberfläche des Bodens bearbeiten, sog. “No Till” (Die zurückgebliebenen Wurzeln werden vom aktiven Bodenleben abgebaut und umgewandelt, wodurch deine neue Pflanze damit sogar bestens versorgt wird)
Kann ich auch chemischen Dünger oder pH-Angleichungen verwenden, wenn ich Living Soil praktiziere?
Chemischer Dünger und pH-Angleichungen sind in einem Living Soil-System kontraproduktiv, da sie das natürliche Ökosystem des Bodens stören. Die Stärke von Living Soil liegt in seiner Selbstregulierung. Wenn Probleme auftreten, ist es besser, auf organische und natürliche Methoden zurückzugreifen, um die Balance des Systems zu erhalten. Mit Geduld und einer nachhaltigen Pflege bleibt Living Soil langfristig fruchtbar und gesund.
Kann ich Calmag verwenden, wenn ich Living Soil praktiziere?
Ja, Cal Mag (Calcium-Magnesium-Dünger) kann in begrenztem Umfang auch bei Living Soil verwendet werden, sollte jedoch mit Vorsicht und nur bei tatsächlichem Bedarf eingesetzt werden. Insbesondere wenn dein Gießwasser weich ist (wenig Mineralien enthält) können Calcium- und Magnesiummangel auftreten, die sich durch rostbraune Flecken oder gelb werden der älteren Blätter äußern.
Was bedeutet Foxtailing im Cannabisanbau?
Foxtailing im Cannabisanbau bezeichnet ein Phänomen, bei dem die Blüten (Buds) ungewöhnlich geformt sind und oft verlängerte, turmartige oder fingerähnliche Auswüchse entwickeln, die an einen Fuchsschwanz erinnern – daher der Name. Dieses Phänomen kann sowohl positiv als auch negativ bewertet werden, je nach Ursache und Ziel des Anbaus. Foxtailing ist nicht immer schlecht – es kann genetisch bedingt oder durch Stress ausgelöst sein. Während genetisches Foxtailing oft kein Problem darstellt, kann stressbedingtes Foxtailing auf suboptimale Umweltbedingungen hinweisen, die korrigiert werden sollten, um die Qualität und Dichte der Blüten zu optimieren.
Was ist der Unterschied zwischen normaler Dünge-Strategie und Living Soil?
Normale Düngung: Direkte Nährstoffzufuhr mit synthetischen oder organischen Düngern; schnelle Kontrolle, aber pflegeintensiv und belastet das Bodenleben.
Living Soil: Lebendiger Boden als Ökosystem, das Mikroorganismen die Nährstoffversorgung regeln lässt; nachhaltig, pflegeleicht, aber mehr Vorbereitung nötig.
Kann ich Cannabis-Samen direkt in der Erde keimen lassen, wenn ich Living Soil praktiziere?
Wenn du Living Soil praktizierst, ist die Erde oft nährstoffreich, und zu hohe Nährstoffkonzentrationen können Keimlinge „verbrennen“.
Lösung: Eine kleine, weniger nährstoffreiche Zone (z. B. Kokosfaser oder leichte Anzuchterde) um den Samen schaffen. Diese Zone wird nach und nach mit den Nährstoffen des Living Soils durchmischt, wenn die Wurzeln wachsen. Alternativ kannst du die Samen auch in Anzuchterde oder Root-Riot-Würfeln keimen lassen und sie dann in den Living Soil umsetzen, sobald sie 1–2 Wochen alt sind.
Ist die Living Soil Methode aufwendiger als normale Dünge Schemas?
Living Soil ist in der Vorbereitung zunächst etwas aufwendiger als das herkömmliche Dünge-Verfahren. Die intensive Vorbereitung liegt vor allem daran, dass ein funktionierendes Ökosystem geschaffen werden muss, das langfristig nachhaltig und effizient arbeitet. Ist das System jedoch einmal etabliert, sinkt der Pflegeaufwand deutlich und ab diesem Zeitpunkt ist es lediglich nötig, auf einen ausreichend feuchten Boden zu achten, gelegentlich neue Mikroorganismen durch Kompost-Tees hinzuzufügen und eine Mulchschicht nicht zu vergessen.
Was bedeutet Covercrops?
Im Cannabisanbau mit Living Soil dienen Covercrops als "lebende Mulchschicht" (Bspw. Weissklee, Luzerne, Senf, Hafer oder Lupinen o.ä.) Während sie wachsen, schützen sie die Erde und fördern ein gesundes Bodenleben. Nach dem Abmähen oder Einarbeiten versorgen sie das Bodenmikrobiom mit organischem Material. Covercrops sind also ein natürlicher Weg, um den Boden lebendig und gesund zu halten, was die Grundlage für starke und gesunde Cannabispflanzen bildet.
Living Soil ist ein umfangreiches Thema und umfasst Biologie, Chemie, Physik und Ökologie. Selbst Experten entdecken ständig Neues, da Bodenlebensgemeinschaften und ihre Wechselwirkungen unglaublich vielfältig und dynamisch sind. Living Soil verbessert den Geschmack und die Qualität der Ernte und reduziert den Bedarf an chemischen Zusätzen. Zudem ist er nachhaltig und wiederverwendbar. Allerdings erfordert er mehr Wissen und Pflege, insbesondere bei der Balance von Mikroorganismen und Feuchtigkeit. Wer bereit ist, Zeit und Geduld zu investieren, wird mit einem natürlichen, ertragreichen und umweltfreundlichen Anbausystem belohnt, bei dem es immer wieder etwas Neues zu entdecken gibt und das Endergebnis wird mit hoher Warscheinlichkeit von besserer Qualität sein. Viel Erfolg bei deinem nächsten umweltfreundlichen Grow mit Living Soil!