Was bedeutet Indica, Sativa oder Hybrid, und welche Bedeutung haben Terpene?

Dirks Seedshop
08.09.2025 / Gärtnerisches Wissen & Grundlagen / Kommentare 0
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Wer sich das erste Mal durch ein Sortiment von Cannabissamen klickt, wird schnell mit drei Begriffen konfrontiert: Indica, Sativa und Hybrid. Diese Kategorisierung stammt ursprünglich aus einer eher botanischen Einordnung der Pflanze – und zwar aus einer Zeit, als noch niemand etwas von Terpenen oder polyhybriden Kreuzungen wusste.
Aus botanischer Sicht macht die Unterteilung einigermaßen Sinn: Landrassen aus tropischen Gebieten wurden als Sativas klassifiziert und Sorten aus kälteren, trockenen Regionen als Indicas, aber davon später mehr.
Aber was sagen diese Einordnungen eigentlich über das Produkt aus, das wir am Ende ernten?
Wie können wir vorher einigermaßen sicher sein, dass unser Grow eine für uns persönlich passende Sorte abwirft? 
Dazu lohnt sich ein Blick auf die Terpenprofile der heutigen Cannabissorten. Man weiß mittlerweile, dass sowohl die Terpene allein als auch ihr Zusammenspiel untereinander, als auch das Zusammenspiel der Terpene und Cannabinoide der Pflanze entscheidend zur Wirkung beitragen. 

Es lohnt sich also, ein persönliches Terpen-Notizbuch zu führen, um diese Erkenntnisse in spätere Kaufentscheidungen einfliessen zu lassen.

Dirks Tipp Terpene sind natürliche, aromatische Kohlenwasserstoffe, die aus sogenannten Isopreneinheiten (C₅H₈) bestehen. Sie kommen in vielen Pflanzen vor – auch in Cannabis – und sind Hauptbestandteil ätherischer Öle. Aktuell sind über 30.000 verschiedene Terpene bekannt, aber nur etwa 200 wurden bis jetzt in Cannabis identifiziert, davon nur 10 bis 20 häufig und in relevanten Mengen. Chemisch gesehen sind Terpene flüchtige Verbindungen, die aus 2 oder mehr Isoprenbausteinen aufgebaut sind. Sie geben der Pflanze ihr typisches Aroma und spielen auch bei der Wechselwirkung mit Cannabinoiden eine Rolle (Entourage-Effekt).

Was bedeutet Indica, Sativa oder Hybrid?

Indica-Sorten werden oft mit kompakterem Wuchs, kürzerer Blütezeit und robustem Erscheinungsbild verbunden. Man erwartet typischerweise feste, kompakte Blüten und eine eher beruhigende, entspannende Erfahrung. Sativas hingegen assoziiert man mit einem anderen Wachstumsmuster und einer anderen Blütenarchitektur, nämlich langgestreckte Pflanzen mit dünnen, langfingrigen Blättern und großen, luftigen Blütenständen. Perfekt für das warm-feuchte tropische Klima in Jamaika oder Thailand. Sie gelten als hochwüchsig, brauchen länger zum Reifen und werden meist mit einer aktivierenden, konzentrationsfördernden Persönlichkeit in Verbindung gebracht. Hybride sind Kreuzungen aus beiden Welten und machen heute den Großteil des kommerziellen Angebots aus. Aber welche Wirkung haben dann Hybride? Gibt es auch hochwachsende Pflanzen, die Indica-Wirkung haben?

Denn so einfach, wie die Unterteilung von Sativa und Indica es darstellt, ist es leider nicht.

Warum diese Begriffe heute oft in die Irre führen

sativa indica hybride mit viel terps

In der modernen Zuchtpraxis ist kaum noch eine Sorte eine reine Indica oder Sativa. Selbst Pflanzen, die mit 100 % Indica-Anteil beworben werden, haben meist eine komplexe genetische Vergangenheit. Deshalb kann es sein, dass du eine „Sativa“ anbaust, die stockig wächst, oder eine „Indica“, die ungewöhnlich viel Stretch zeigt.
Oder die Tangie stinkt nach Schweiss statt Orange, oder du kaufst dir eine nullachtfuffzehn Girl Scout Cookies, und sie schläfert dich bei jedem Zug ein. 

Diese Unsicherheit liegt daran, dass viele Hersteller mit veralteten Kategorien arbeiten, obwohl ihre Sorten längst polyhybride Züchtungen aus vielen Generationen von Kreuzungen sind.

Genotyp vs. Phänotyp: Was wirklich zählt

sativa indica genotypen bestimmung

Für dich als Grower ist es viel wichtiger, auf zwei andere Begriffe zu achten: Genotyp und Phänotyp.

  • Der Genotyp ist die genetische Ausstattung der Pflanze – also das, was im Erbgut festgelegt ist.
  • Der Phänotyp ist das äußere Erscheinungsbild, das sich aus Genetik und Umweltbedingungen ergibt.

Zwei Samen derselben Sorte können unterschiedliche Phänotypen zeigen, je nachdem, wie sie wachsen dürfen: Licht, Nährstoffe, Klima – alles beeinflusst das Ergebnis.

Wenn du als Grower weißt, wie eine Sorte im Durchschnitt wächst (zum Beispiel buschig, stretcht stark, empfindlich bei Nährstoffen etc.), kannst du dein Setup ideal anpassen. Und genau dafür lohnt sich der Blick in Growberichte oder Produkttexte, die sich auf den Wuchscharakter konzentrieren.

Und wie steht es um die Wirkung?

terpene orange schokolade treibstoff fuel gas melone

Hier wird es besonders spannend – denn bei der Wirkung einer Sorte sind Indica- oder Sativa-Etiketten wenig hilfreich.

Früher galt: Indica = entspannend, Sativa = aktivierend. Doch aktuelle Forschung deutet darauf hin, dass nicht die genetische Herkunft den Effekt bestimmt, sondern das Zusammenspiel von Cannabinoiden und Terpenen. Und während Cannabinoide wie THC und CBD gut analysiert sind, ist die Welt der Terpene noch weitgehend unerforscht.

Terpene wie Myrcen, Limonen, Caryophyllen oder Linalool beeinflussen maßgeblich, wie du eine Sorte empfindest – ob sie dich fokussiert, beruhigt oder kreativ macht. 

Alle Tiere, Pflanzen und Pilze produzieren Terpene. Die Bekanntesten sind die, die uns nützlich und für uns verfügbar sind, sie werden in der Industrie eingesetzt. Auch in  Verbindung mit Heilpflanzen sind sie uns wohlbekannt, zB Minze, Kamille, Lavendel, Thymian oder Rosmarin. 

Taucht mit uns in den nächsten Blogbeiträgen tiefer in die Welt der Terpene ein, wir werden die folgenden 20 Terpene nach und nach genauer vorstellen.

Aroma Terps weed lemon zitrone kirsch kush

Die häufigsten Terpene bei Cannabis

Terpen Duftprofil Typische Wirkung
Myrcen Erdiger, würziger Duft Beruhigend, schläfrig, entspannend
Limonen Zitrus Stimmungsaufhellend, energetisierend
Pinen Kiefer, harzig Klarheit, Fokus, bronchienöffnend
Linalool Blumig, lavendelartig Stressabbau, beruhigend
Caryophyllen Pfeffrig, würzig Tiefenwirkung, möglicherweise CB₂‑Bindung
Humulen Holzartig, erdig Appetitzügelnd, entzündungshemmend
Terpinolen Blumig, fruchtig Belebend, antioxidativ
Ocimen Süß, kräuterig Entzündungshemmend
Nerolidol Blumig-holzig Sedierend, schlaffördernd
Bisabolol Sanft, süß-blumig Beruhigend, hautfreundlich

weniger häufig vorkommend:

Terpen Duftprofil Mögliche Wirkung
Terpineol Blumig, lilac Beruhigend, antioxidativ, antibakteriell
Geraniol Süß, blumig, rosig Antioxidativ, antibakteriell, neuroprotektiv
Camphen Erdiger, harzig Antioxidativ, antifungal, entzündungshemmend
Borneol Minzig, campherartig Sedierend, schmerzlindernd, entzündungshemmend
Eucalyptol Kühl, würzig, minzig Entzündungshemmend, antimikrobiell, schmerzlindernd
Sabinen Holzig, würzig, zitrusartig Antioxidativ, entzündungshemmend, antimikrobiell
Guaiol Rosig, holzig, kiefernartig Antientzündlich, antimikrobiell
Phellandren Zitrus-frisch, minzig-pfeffrig Antifungal, antibakteriell, potenziell anti‑kanzerogen
Delta-3-Caren Süß, zitrusartig Anti-inflammatorisch, unterstützend für Knochen & Gedächtnis
Isopulegol Minzig, kühlend Gastroprotektiv, entzündungshemmend, antiviral


Persönliche Terpen-Datenbank statt pauschale Etiketten

datenbank zur bestimmung der richtigen sorte

Deshalb lautet unsere Empfehlung:
Führe eine persönliche Terpen-Datenbank.

Notiere dir zu jeder Sorte, die du anbaust oder konsumierst:

  • Welches Aroma war dominant? (z. B. fruchtig, erdig, zitronig)
  • Welche Terpene sind laut Beschreibung enthalten?
  • Welche Terpene konntest du herauslesen? (das wird mit der Zeit eine richtige Superkraft)
  • Wie hast du dich gefühlt? Sind deine Beschwerden irgendwie verändert worden?
  • Wie lange hielt der Effekt an? Irgendwas anderes bemerkenswertes?
  • Wie war der Wuchs der Pflanze?

Mit der Zeit wirst du ein individuelles Bild davon bekommen, welche Terpenprofile bei dir welche Wirkungen erzeugen – und kannst gezielter auswählen, was zu dir passt. Außerdem hast du bald schon einen kleinen Katalog deiner besten persönlichen Sorten und Fehlkäufe gehören der Vergangenheit an.

Fazit: So triffst du eine gute Auswahl

die leckersten cannabis sorten strains

Beim nächsten Samen-Shopping lohnt es sich also, nicht allein auf das Indica/Sativa-Schema zu schauen.

Stattdessen:

  • Lies Beschreibungen zum Wachstumsverhalten.
  • Achte auf Angaben zu Blütezeit, Höhe und Widerstandsfähigkeit.
  • Achte auf die Genetik und Terpenprofile der Elternpflanzen.
  • Informiere dich über das Terpenprofil (zB bei Dispensary Webseiten oder Leafly.com)
  • Dokumentiere deine eigenen Erfahrungen.

So baust du dir langfristig eine fundierte Entscheidungshilfe auf, die besser funktioniert als jedes Label – und findest genau die Genetiken, die zu deinem Stil, deinem Setup und deinen Zielen passen.