
Wenn es um hochwertige Cannabis-Genetiken geht, ist Dutch Passion einer der bekanntesten Namen der Branche. Seit Jahrzehnten prägt die niederländische Samenbank die internationale Zuchtszene und bringt immer wieder Sorten auf den Markt, die zu echten Klassikern werden. Heute sprechen wir mit Antonio, langjähriger Teil des Breeder Teams um Dutch Passion. Ein Breeder mit Herzblut, der die Entwicklung neuer Sorten nicht nur als Beruf, sondern als Berufung versteht.
Dieses Interview gehört zu Teil 4 unserer Serie zur Seed-Produktion: „Berühmte Breeder und ihre Signature-Sorten“. Hier erhalten wir spannende Einblicke in die Breeding-Szene, erfahen über einige aktuelle Projekte und die Trends, die die Zuchtwelt in den kommenden Jahren prägen werden. Viel Spaß beim Lesen!
Und wir lassen die Katze aus dem Sack: Ihr könnt euch schonmal drauf freuen, Dutch Passion bald bei Dirks Seedshop bestellen zu können! Abonniert unseren Newsletter, um den Launch nicht zu verpassen!
Interview
Hallo Antonio,
Wie schön, dass wir mit dir über das Thema Zucht sprechen können! Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, unsere Fragen zu beantworten. Du bist Breeder für eine der bekanntesten europäischen Samenbanken – Dutch Passion. Wir alle kennen und lieben Dutch Passion, und dein Unternehmen ist schon seit vielen Jahren in der Branche aktiv. Natürlich sind wir neugierig, mehr über dich zu erfahren. Also, lass uns gleich loslegen!

Was kannst du uns über dich und deine Hintergrundgeschichte erzählen?
Seit meinem 16. Geburtstag, Anfang der 2000er Jahre, hatte ich die Idee bzw. die Leidenschaft, in der Cannabis-Branche zu arbeiten und irgendwann meine eigenen Samen zu entwickeln, die hoffentlich weltweit angebaut und geschätzt werden. Als ich nach der Schule mein Studium begann, konnte ich mich eigentlich nur noch aufs Growen, Rauchen und all die verschiedenen Dinge konzentrieren, die Cannabis zu bieten hat. Ich kann definitiv sagen, dass es für mich zu einer Art Obsession wurde.
Es hat viele Jahre gedauert, alles über den Anbau von Cannabis zu lernen. Ich habe unzählige Bücher gekauft, Hunderte von Artikeln gelesen und so viele Grows wie möglich durchgeführt, um mein Wissen zu erweitern. Ich habe unzählige Anbautechniken, Nährstoffe, Genetiken und Beleuchtungsmethoden ausprobiert – einfach alles, um die wunderbare Welt des Cannabis vollständig zu verstehen. Vor etwa 10 Jahren, also um 2015, begann ich dann professionell in der Cannabis-Branche zu arbeiten – und jetzt sind wir hier, mein Traum ist wahr geworden!

Was hat dich dazu inspiriert, mit der Zucht von Cannabis-Samen zu beginnen?
Die Liebe zur Pflanze, ganz einfach. Für mich dreht sich alles um die Verbindung zur Pflanze und ihrer Medizin. Diese Verbindung begann, als ich das erste Mal Cannabis rauchte, und wurde nur noch stärker, als ich anfing, selbst anzubauen. Was gibt es Schöneres, als diese Leidenschaft mit Gleichgesinnten auf der ganzen Welt zu teilen?
Welche Philosophie verfolgst du, wenn du neue Sorten züchtest?
Ich bin eigentlich eher ein Old-School-Typ, wenn es ums Züchten geht. Ich beginne gerne mit regulären Samen und arbeite mich von dort aus weiter. Aber ich muss zugeben, dass ich gesehen habe, wie einige Top-Breeder feminisierte Pflanzen erfolgreich für die weitere Zucht verwenden. Warum sollte ich es also nicht selbst auch mal ausprobieren?
Wenn ich eine Philosophie habe, dann ist es die, hochwertige Sorten zu produzieren, die andere Menschen glücklich machen. Ein wichtiger Punkt dabei ist, die Risiken für den Grower so weit wie möglich zu minimieren. Keimtests, Stresstests und alles selbst anzubauen, bevor man es weitergibt – das ist mir sehr wichtig.

Gibt es bestimmte Eigenschaften oder Kriterien, auf die du bei der Selektion besonderen Wert legst (z.B. Potenz, Aroma, Ertrag, Widerstandsfähigkeit)?
Ja, ich denke, es geht darum, die richtige Kombination all dieser Faktoren zu finden. Für mich ist es bei der Selektion immer wichtig, ein qualitativ hochwertiges Endprodukt zu schaffen, das dem Grower gleichzeitig eine gute Ernte liefert. Natürlich muss man in der Zucht oft Kompromisse eingehen – ich glaube, das ist einfach die Natur der Pflanzen. Aber ich finde es wichtig, all diese Kriterien im Kopf zu behalten, wenn man neue Sorten entwickelt.
Welche deiner Sorten würdest du als deine „Signature-Strains“ bezeichnen, und warum?
Ich habe gerade erst damit angefangen, meine eigenen Strains zu veröffentlichen, daher würde ich persönlich noch nichts als meine „Signature“ bezeichnen. Aber wenn ich mich festlegen müsste, würde ich sagen, dass die Ice Cream Haze ein gutes Beispiel dafür ist, was ich erreichen möchte: Potenz, intensives Terpenprofil, hoher Ertrag, robuste Pflanzen und leicht zu growen.
Abgesehen davon gibt es eine neue, eher Indica-dominante Sorte, die bald ins Dutch Passion Sortiment kommt und auf die ich ehrlich gesagt ziemlich stolz bin!
(Anm. d. Red.: Diese Sorte hat den 1. Platz im Highlife Cup 2025 gewonnen und trägt den appetitlichen Namen Slush Mint Cake! Wir gratulieren ganz herzlich zu diesem wohlverdienten Erfolg!)
Was macht diese Sorten besonders? Gibt es eine Geschichte oder spezielle Inspiration dahinter?
Nicht wirklich, diese Sorten wurden mit Genetiken entwickelt, die mein Kollektiv schon viele Jahre in seiner Sammlung hat. Die Ice Cream Cake, die ich als umgekehrte Mutter/Vater für diese Kreuzungen verwendet habe, ist einfach eine meiner persönlichen Lieblingssorten aus den USA der letzten Jahre. Ein großes Dankeschön geht dabei an die ursprünglichen Züchter in den USA, ob es nun SeedJunky oder jemand anderes war.

Welche aktuellen Trends in der Cannabis-Zucht beobachtest du?
Ein interessantes Thema sind triploide Cannabis-Varietäten, ein anderes ist die Nutzung von DNA-verändernden oder -blockierenden Technologien wie CRISPR. Ich bin mir aber nicht sicher, was ich davon halten soll, weil ich, wie gesagt, eher ein Old-School-Typ bin. Für mich sollte der Samen bzw. die Pflanze immer frei verfügbar sein – für jeden und überall.
Ich bin also kein großer Fan davon, andere „Technologien“ zu verwenden, um die Welt der Zucht zu verändern. Aber wenn sie kommen, bin ich sicher, dass sie die Branche revolutionieren werden – und zwar gewaltig.
Wie beeinflussen moderne Zuchttechniken deine Arbeit? (z.B. DNA-Analyse, Terpenprofiling)
Das ist ein Teil meiner Arbeit, seit ich angefangen habe, meine genetische Bibliothek aufzubauen. Als ich vor 8 Jahren bei Dutch Passion anfing, wurde es ein wichtiger Teil unserer Arbeit, wenn es um die Labortests der Sorten auf Cannabinoide und Terpene ging. Für meine eigenen Genetiken ist diese chemotypische Analyse der Pflanzen ein roter Faden bei meinen Entscheidungen.
Gibt es eine Genetik oder Kategorie, die du in Zukunft gerne entwickeln würdest?
Ja, auf jeden Fall! Mein größtes Ziel ist es im Moment, meine eigene „Antonio-Linie“ in die Dutch Passion Kollektion zu bringen. In Zukunft möchte ich viele neue Dinge entwickeln, vor allem Sorten mit einer bestimmten Idee oder Vision dahinter – und ich freue mich, sagen zu können, dass einige dieser Projekte bereits in Arbeit sind.
Es gibt viel Diskussion über die Namensgebung von Strains. Was ist dein Ansatz, um Genetiken zu benennen?
Persönlich möchte ich, dass der Name die genetische Abstammung der Sorte widerspiegelt. Das ist auch ein eher old-school Ansatz, den viele ältere Breeder schon seit Jahrzehnten verwenden. Zum Beispiel, wenn man Haze mit Skunk kreuzt, wird die neue Sorte dann zu Skunk Haze.
Obwohl es mit all den Polyhybriden und den vielen Firmen, die auf den „Name-Game-Zug“ aufgesprungen sind, immer schwieriger wird, bleibe ich meist diesem Ansatz treu. Ein Beispiel dafür ist meine Ice Cream Haze, die einfach Crockett’s Haze x Ice Cream Cake ist.
Das bedeutet aber nicht, dass ich nie etwas Neues oder Ausgefallenes erfinden werde. Aber für mich ist es wichtig, dass der Name auch die Geschichte der tatsächlichen Genetik erzählt.

Wie wichtig ist Community-Feedback in deinem Zuchtprozess?
Extrem wichtig. Mein Netzwerk besteht aus vielen Top-Growern und -Rauchern. Und ohne sie, die als mein Feedback-Panel fungieren, hätte ich wahrscheinlich ganz andere Entscheidungen getroffen! Für mich geht es darum, meine Leidenschaft mit anderen zu teilen, und all diese Meinungen und Erfahrungen sind wirklich Gold wert. Diese, zusammen mit den Labortests, werden die Sorten bestimmen, die du in den kommenden Jahren von mir sehen wirst.
Hast du eine Lieblingsgeschichte oder ein besonderes Feedback von Growern zu einer deiner Sorten?
Ich habe nichts Spezielles zu erzählen, aber generell freue ich mich immer über Feedback aus der Community, egal ob positiv oder negativ. Es ist so wichtig zu wissen, ob man auf dem richtigen Weg ist oder ob man noch eine Schippe drauflegen muss.
Welche Tipps würdest du neuen Breeder*innen geben, die mit der Zucht beginnen möchten?
Trefft keine Entscheidungen über Nacht, growt eure besten Pflanzen immer wieder, am besten mit verschiedenen Klimabedingungen und Anbauräumen. Jede Umgebung hat ihre eigenen Herausforderungen, und es ist wichtig, eure Genetiken richtig zu testen und zu stressen, bevor ihr sie weiterentwickelt.
Arbeitest du aktuell an einer spannenden neuen Sorte oder einem Projekt?
Ja, es gibt tatsächlich viele neue Projekte, an denen ich gerade arbeite. Eines der spannendsten Dinge, die ich hoffentlich noch dieses Jahr veröffentlichen kann, ist meine eigene Linie regulärer Samen. Einige andere neue Projekte führen mich auch ins Ausland, und ich hoffe, dass ich bald mehr darüber erzählen kann.

Stell dir vor, du bist der einzige Breeder, der auf einen neuen Planeten geschickt wird, um die Menschheit zu retten. Du darfst nur drei Sorten mitnehmen – mehr Platz ist nicht. Welche Sorten würdest du wählen, um den Fortbestand der Pflanze und das Wohl der Menschheit zu sichern?
Schwierige Frage, aber wahrscheinlich drei Landrassen: eine Old-School Afghanica, eine Old-School Sativa/Haze, wie zum Beispiel Neville’s Haze, und eine Ruderalis. Alles in regulärer Form, damit ich unendlich viele neue Varietäten kreieren und wie verrückt kreuzbestäuben kann. Diese drei sind tatsächlich die Bausteine für viele der heutigen Kultivare in der globalen Cannabis-Szene.
Wo können Leute mehr über deine Arbeit und deine Strains erfahren?
Aktuell findest du die meisten Infos über meine Arbeit (und meine Strains) auf der Dutch Passion Website und in den sozialen Medien. Auf Instagram findest du mich unter @dutchpassionantonio, und wenn ich die Zeit finde, werde ich wahrscheinlich bald auch neue Social-Media-Kanäle auf anderen Plattformen starten.
Wo kann man dich und dein Team treffen?
Normalerweise sind wir auf den meisten der großen Messen in Europa und Südamerika vertreten. Ich selbst besuche allerdings nur ein paar davon pro Jahr. Die erste Messe 2025, auf der ich sein werde, ist die Mary Jane in Berlin im Juni. An anderen Tagen könnt ihr mich vielleicht im Dutch Passion HQ in Amsterdam oder im Büro in Maastricht, Niederlande, antreffen. Außerdem bin ich in mehreren Online-Foren aktiv, wo ich mich mit der Community austausche und Fragen zu Dutch Passion oder zum Anbau im Allgemeinen beantworte.
Danke dir für dieses super interessante Interview! Wir freuen uns drauf, eure Genetiken in Deutschland wachsen zu sehen, und wir sind sehr gespannt, welche tollen Genetiken von dir zukünftig kommen werden! Let's grow!
Und wir alle können uns schonmal fett und rot "Dutch Passion" auf unsere Mary Jane To-Do-Liste schreiben, und die Jungs dort besuchen und sich aus erster Hand beraten lassen. See you there!!
Unsere Serie im Überblick:
- Seed-Produktion Teil 1/7: Einführung
Fokus: Wie entstehen Cannabis-Samen? Der Zuchtprozess von der Bestäubung bis zur Ernte. - Seed-Produktion Teil 2/7: Testen und Selektion
Fokus: Wie werden Phänotypen analysiert und selektiert? Wie findet man die besten Genetiken? - Seed-Produktion Teil 3/7: Stabilisierung von Genetiken
Fokus: Der Prozess der Rückkreuzung und Entwicklung stabiler Sorten. Warum ist Stabilität wichtig? -
Seed-Produktion Teil 4/7: Berühmte Breeder und ihre Signature-Sorten
Fokus: Vorstellung großer Namen der Szene und deren Top-Sorten.
Teil 1: Sebastian Good von Fast Buds im Interview
Teil 2: Basementchuckers im Interview
Teil 3: Antonio von Dutch Passion im Interview - Seed-Produktion Teil 5/7: Landrassen und ihre Bedeutung
Fokus: Ursprüngliche Genetiken, die Basis für viele moderne Hybride. - Seed-Produktion Teil 6/7: Wie neue Strains entstehen – Kreativität der Breeder
Fokus: Innovation und Experimentierfreude bei Breeder-Teams. Was sind die Trends (z.B. Dessert-Strains, besondere Terpenprofile)? - Seed-Produktion Teil 7/7: Wir machen selber! Praktische Tipps zur Selbstbestäubung
Fokus: Wie geht das mit den Männchen? Wie ernte und lagere ich Pollen? Wie bestäube ich nur einen Zweig einer weiblichen Pflanze und ernte den Rest?