Seed-Produktion Teil 5/7: Landrassen und ihre Bedeutung
Schon lange bevor es Cookies, Runtz und Diesel gab, wuchs Cannabis in freier Wildbahn – angepasst an die klimatischen Bedingungen seiner Heimatregion. Diese ursprünglichen Genetiken, die sogenannten Landrassen, bilden bis heute die Basis zahlloser moderner Sorten. Für Breeder sind sie eine unerschöpfliche Quelle genetischer Vielfalt und ein Fundament für neue Entwicklungen. Wer verstehen will, wie moderne Strains entstehen, muss sich auch mit der Vergangenheit beschäftigen. Denn ohne Landrassen gäbe es keine Hybriden, keine Stabilisierung – und keine Zucht im heutigen Sinne.
Was sind Landrassen?

Landrassen sind Cannabissorten, die sich über Generationen hinweg an ihren natürlichen Standort angepasst haben – ohne gezielte Eingriffe durch den Menschen. Sie haben sich durch natürliche Selektion entwickelt, meist in geografischer Isolation. Ob auf abgelegenen Bergterrassen, in tropischen Wäldern oder windigen Steppen – diese Sorten spiegeln die Umweltbedingungen ihrer Herkunft wider.
In vielen Regionen zeigen Landrassen eine bemerkenswerte genetische Breite: Afrikanische Linien etwa können in kurzer Zeit schon unterschiedlichste Terpenprofile ausbilden – von gasig über fruchtig bis holzig. Diese Variabilität geht bei kommerziellen Sorten verloren, was Landrassen für Züchter umso wertvoller macht.
Beispiele für bekannte Landrassen
- Afghan Kush (Hindukusch)
- Chocolate Thai (Südostasien)
- Colombian Gold (Südamerika)
- Malawi Gold, Durban Poison (Afrika)
- Lamb’s Bread (Jamaika)
- Panama Red (Mittelamerika)
- Lebanese Red und Lebanese Blonde (Naher Osten)
Genetische Schätze aus aller Welt

Was macht Landrassen für Züchter so besonders? Es ist ihr Reichtum an ursprünglichen Merkmalen – ein Schatz, der nur schwer durch moderne Zucht reproduzierbar ist. Sie bieten:
- eine hohe genetische Reinheit, oft über viele Generationen stabil
- besondere Terpenprofile, die in aktuellen Sorten kaum noch vorkommen
- Resistenzen gegen Krankheiten, Schimmel, Schädlinge oder extreme Bedingungen
- ursprüngliche Wuchsformen, Blütezeiten und Anpassungen, die exakt auf ihre Region abgestimmt sind
Zwischen den unterschiedlichen Landraces lassen sich deutliche Unterschiede feststellen: Sativas sind meist großwüchsig mit langer Blütezeit und leichtem, energetischem High. Indicas wachsen kompakter, reifen schneller und liefern schwerere Blüten mit tiefer entspannender Wirkung. Ruderalis wiederum bleibt klein, blüht unabhängig vom Lichtzyklus und bringt kaum THC – aber interessante autoflowering Eigenschaften.
Klimatisch bedingte Anpassungen
Anpassungen sind Merkmale, die sich bei Landrassen durch natürliche Selektion über viele Generationen hinweg entwickelt haben, um unter den spezifischen Umweltbedingungen ihrer Herkunftsregion optimal zu überleben und zu gedeihen. Diese Anpassungen sind keine gezielte Zuchtleistung des Menschen, sondern das Ergebnis von Evolution unter lokalen Bedingungen.
Himalaya-Indicas (z. B. Afghan Kush)
- kompakter Wuchs, kurze Blütezeit, hohe Harzproduktion
- angepasst an kurze, kühle Sommer und frühe Wintereinbrüche in Hochlagen
Südostasiatische Sativas (z. B. Thai, Chocolate Thai)
- extrem lange Blütezeit, schlanker Wuchs, luftige Buds
- angepasst an gleichbleibende Tageslänge und hohe Luftfeuchtigkeit im Dschungel
Afrikanische Sativas (z. B. Malawi Gold, Durban Poison)
- hohe Resistenz gegen Trockenheit, Hitze, Schädlinge
- angepasst an Savannenklima, intensive Sonne und wechselhafte Böden
Ruderalis (Zentralasien)
- kleinwüchsig, extrem robuste Genetik, automatische Blüte
- angepasst an kurze Vegetationsperioden und raue Sommer in Steppenregionen
Weitere Anpassungen
- Terpenvielfalt: Manche Landrassen (z. B. aus Afrika) zeigen extreme Diversität im Terpenprofil – das kann eine Reaktion auf lokale Schädlinge oder Bodenbedingungen sein.
- Harzproduktion: In Regionen mit vielen UV-Strahlen (z. B. Gebirge, Savanne) produzieren Pflanzen mehr Harz, um sich zu schützen.
- Laubstruktur: Schmale Blätter in tropischen Sativas fördern die Verdunstung und Luftzirkulation – ein Vorteil bei hoher Luftfeuchtigkeit.
Diese natürlichen Anpassungen machen Landrassen so wertvoll für die moderne Zucht: Sie bieten Eigenschaften, die in kultivierten Hybriden oft fehlen – wie etwa Widerstandskraft, Robustheit oder klimatische Toleranz.
Regionen und ihre Bedeutung für die Zucht moderner Sorten

Himalaya (Nordindien, Nepal etc.)
Klima & Wuchs: Hochgebirgsregion mit kühlen Nächten und Monsunregen – hier dominieren Indica-Landrassen, die schnell vor Wintereinbruch ausreifen. Die Pflanzen sind meist kompakt, buschig und bilden reichlich Harz, da sie traditionell für handgeriebene Charas angebaut werden.
Anpassungen: Robustheit und Schimmelresistenz sind ausgeprägt – viele Himalaya-Landrassen vertragen die feuchte Monsunzeit und bleiben trotz hoher Luftfeuchtigkeit gesund. Sie gelten als „hardy“ (widerstandsfähig) und kommen mit Temperaturschwankungen gut zurecht.
Typische Merkmale: Auffällig sind intensive blumig-würzige Aromen (häufig mit Noten von Sandelholz, Zimt, Kardamom oder Nelke) sowie ein euphorisierendes Up, das überraschend zerebral und kreativ ausfallen kann – trotz der Indica-Abstammung also kein reines Couch-Lock, sondern eine aufheiternde Wirkung.
Züchterische Bedeutung: Züchter schätzen Himalaya-Genetiken, um Schimmelresistenz, Kältetoleranz und extreme Harzproduktion in moderne Hybride einzubringen. Auch die einzigartigen Terpenprofile (z.B. süß-würzige Charas-Duftnoten) dieser Landrassen sind begehrt. Durch ihre kurze Blütezeit in kühlem Klima eignen sie sich hervorragend, um Outdoor-Sorten für nördliche Breiten zu verbessern.
Südostasien (Thailand, Vietnam, Kambodscha etc.)

Klima & Wuchs: Tropisches Äquatorialklima mit ganzjährig ~12 Sonnenlichtstunden – hier entwickelten sich reinrassige Sativa-Landrassen. Sie wachsen sehr hoch und verzweigt (teils baumartig) und haben extrem lange Blütezeiten von 14–16 Wochen (bis zu 20 Wochen), da keine kurzen Herbsttage zur schnellen Blüte zwingen.
Anpassungen: Schmale, fingerförmige Blätter und lockere Bud-Struktur fördern die Luftzirkulation – eine Anpassung an Hitze und hohe Luftfeuchte, die Schimmel vorbeugt. Reine Thai-Landrassen benötigen viel Wärme und Geduld; sie beginnen oft nur unter tropischen Bedingungen oder im Gewächshaus zuverlässig zu blühen.
Typische Merkmale: Das Terpenprofil südostasiatischer Strains ist vielfältig und exotisch – häufig erdig-holzige Grundtöne mit Noten von Schokolade, Zitrusfrüchten oder Diesel. Ihr Effekt ist klar, energiegeladen und kreativ statt sedierend – ein Up, das in den 1960ern im Westen wegen seiner Einzigartigkeit geschätzt wurde.
Züchterische Bedeutung: Sativa-Landrassen aus Südostasien liefern einzigartige Aromen und ein kräftiges, psychedelisches Up, die in modernen Hybriden sehr begehrt sind. Allerdings kreuzen Züchter oft Indicas ein, um die extrem lange Blütezeit zu verkürzen. Ein Beispiel ist Blueberry (USA), das Thai-Genetik mit einer Afghan-Indica kombinierte – so blieb das tropische Aroma und die Wirkung erhalten, während die Blüte auf unter 10 Wochen reduziert wurde. Auch Haze- und Skunk-Sorten enthalten Thai- bzw. südostasiatische Vorfahren, um deren Potenz und Geschmack in neue Linien einzubringen.
Afrika (insb. Ost- und Südafrika)

Klima & Wuchs: Afrika beherbergt diverse Sativa-Landrassen in verschiedenen Klimazonen – von tropischen Regenwäldern bis Savannen. Viele stammen aus Äquatornähe (z.B. Kongo, Malawi) oder subtropischen Gebieten (Südafrika) und sind an heißes Klima mit teils schwierigen Bedingungen angepasst. Sie wachsen kräftig, hoch und schlank. Dank Anpassung an teils karge Böden und wechselhaftes Wetter sind sie außerordentlich widerstandsfähig gegen Schädlinge, Trockenheit und Krankheiten.
Typische Merkmale: Bekannte afrikanische Landrassen sind etwa Durban Poison (Südafrika), Malawi Gold, Swazi Gold oder Ethiopian Highland. Sie zeichnen sich oft durch hochpotente, energievolle Highs und würzig-herbe Terpenprofile aus. Durban Poison z.B. verströmt ein süß-würziges, nach Anis/Lakritz und Kiefer duftendes Aroma und liefert ein klar euphorisierendes Tages-Up, beliebt für Kreativität und Aktivität. Viele afrikanische Strains produzieren zudem reichlich Harz – Durban Poison etwa ist bekannt für hohe Harzproduktion, ideal für die Herstellung von Konzentraten.
Anpassungen: Afrikanische Landrassen haben oft lange Blütezeiten (ähnlich asiatischen Sativas), doch einige aus gemäßigteren Zonen (z.B. Durban auf ~30° Süd) finishen etwas früher. Ihre Robustheit ist herausragend – sie überstehen extreme Sonne, zeitweilige Dürre und heftige Regenfälle, ohne Ertrag einzubüßen.
Züchterische Bedeutung: Die genetische Reinheit und Stärke afrikanischer Landrassen macht sie zu begehrten Breeding Stocks. Züchter nutzen sie, um Vigor, Resistenz und einzigartige Sativa-Effekte in Hybriden einzubringen. So enthält z.B. die moderne Sorte Girl Scout Cookies Durban-Poison-Genetik, was ihr ein stimulierendes High und würzig-süße Geschmacksnoten verleiht. Insgesamt bieten afrikanische Landrassen eine authentische genetische Basis mit viel THC und besonderen Terpenprofilen, die neuen Sorten Energie, Aroma und Robustheit verleihen.
Lateinamerika (Mexiko, Kolumbien, Panama etc.)

Klima & Wuchs: In Mittel- und Südamerika sind klassische Tropen-Sativas heimisch. Berühmt sind etwa Acapulco Gold (Mexiko), Colombian Gold (Kolumbien) oder Panama Red. Sie gedeihen in subtropischem bis tropischem Klima – von den Küstengebirgen Mexikos bis zu den feucht-heißen Tälern der Anden. Diese Landrassen wachsen hoch aufschießend mit langen Internodien und entwickeln relativ lockere Blüten. Auffällig sind oft ihre Farben: durch Klima und Trocknung erscheinen die Buds teils goldgelb (Acapulco, Colomb. Gold) oder rotbraun (Panama Red).
Anpassungen: Colombian Gold aus der Santa-Marta-Bergkette hat sich etwa an hohe Luftfeuchtigkeit, starke tropische Regenfälle und kräftige Winde angepasst. Die Pflanzen werden sehr groß und brauchen lange bis zur Reife (Outdoor Ernte oft erst November), sind dafür aber außerordentlich robust und anpassungsfähig – sie „verkraften nahezu jede Umgebung“, benötigen aber Platz nach oben. Die intensiven Sonneinstrahlung und Küstenwinde Mexikos führen bei Acapulco Gold dazu, dass die Buds schon auf der Pflanze trocknen und goldene Farbtöne annehmen, was wesentlich zu ihrem legendären Ruf beiträgt.
Typische Merkmale: Upliftende, zerebrale Highs sind charakteristisch. Viele lateinamerikanische Strains erzeugen einen klaren, motivierenden Rausch, der in den 1960ern/70ern weltweit beliebt war. Ihr Geschmacksprofil hebt sich von heutigen süßen Sorten ab: So bietet Colombian Gold würzig-herbe Aromen von Limette, Skunk und Gewürzen, abseits der fruchtigen „Candy“-Noten moderner Züchtungen. Acapulco Gold glänzt durch ein reiches Terpenprofil mit Honig-, Zitrus- und erdigem Unterton und einem kraftvoll euphorischen High, das damals „wie nichts anderes“ wirkte.
Züchterische Bedeutung: Lateinamerikanische Landrassen haben maßgeblich die moderne Cannabis-Zucht beeinflusst. So ist z.B. Skunk #1 (eine der ersten stabilen Hybriden) aus kolumbianischen und mexikanischen Sativas gekreuzt mit einer afghanischen Indica entstanden. Diese Landrassen liefern genetische Bausteine wie hohe Potenz, besondere Aromen (z.B. „skunkiger“ Geruch) und großes Streckungspotential, die in Hybriden eingeflossen sind. Züchter greifen auf sie zurück, um neue Geschmacksrichtungen (zitronig, würzig, „Diesel“) und ein anregendes Wirkungsspektrum in moderne Sorten zu züchten. Gleichzeitig werden durch kluge Kreuzung mit Indicas die teils sehr langen Blütezeiten gemildert, ohne die begehrten Eigenschaften (etwa die goldenen Buds oder den klaren Rausch) zu verlieren.
Naher Osten & Zentralasien (Afghanistan, Pakistan, Libanon etc.)
Klima & Wuchs: In den trockenen Gebirgs- und Steppenregionen Zentral- und Westasiens haben sich breitblättrige Indica-Landrassen entwickelt. Von den Hochlagen des Hindukusch (Afghanistan/Pakistan) über den Libanon bis zu den Steppen Zentralasiens (z.B. usbekische Regionen) dominieren Sorten, die an kurze, heiße Sommer und kalte Herbst/Winter angepasst sind. Sie bleiben relativ klein (0,5–2 m), wachsen stark verzweigt und buschig und weisen sehr kurze Blütezeiten von teils nur 7–9 Wochen auf – ideal, um vor dem ersten Frost ausgereift zu sein.
Typische Merkmale: Diese „Hash Plant“-Landrassen produzieren außergewöhnlich viel Harz und kompakte, dichte Blüten. Beispiele sind Afghan Kush, Mazar-i-Sharif oder Hindu Kush. Afghanische Varianten haben sehr große, dicke Blätter und schwere, klebrige Blüten, ideal zur Haschischproduktion (gesiebtes Harz). Libanesische Landrassen aus dem Bekaa-Tal sind ebenfalls harzreich und kompakt, oft mit roter oder goldener Verfärbung beim Abblühen, und reifen extrem früh (teils schon im August) ab. Viele nahöstliche Indicas besitzen zudem erhöhte CBD-Anteile neben THC (einige libanesische Phenotypen erreichen zweistellige % CBD), was zu einem sanft entspannenden Körper-High führt. Ihr Duft reicht von erdig-harzig (Zeder, Pinie) bis fruchtig-süß (Mango, Candy) – ein breites Terpenspektrum, das beim traditionellen Haschisch (etwa rotes und blondes Libanon-Hasch) geschätzt wird.
Anpassungen: Indica-Landrassen aus dem Nahen Osten sind hervorragend an Stress angepasst: Sie tolerieren große Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht, kommen mit wenig Wasser aus und bleiben durch ihre dichte Struktur windunempfindlich. Einige (z.B. libanesische und marokkanische Typen) zeigen semi-automatische Blühmerkmale, d.h. sie gehen auch bei längeren Sommertagen früh in Blüte, was zweijährige Ernten oder den Anbau in nördlichen Breiten ermöglicht.
Züchterische Bedeutung: Diese Landrassen bilden die Grundlage fast aller modernen Indica-Hybriden. Ihre kurze Blütezeit, kompaktes Wachstum und extreme Harzproduktion sind essentiell, um potente, schnell reifende Sorten zu züchten. So basiert z.B. die berühmte OG Kush indirekt auf pakistanischer Kush-Genetik, die ihr den zügigen Blütezyklus und die dichten „Kush“-Buds vererbt hat. Züchter nutzen nahöstliche Landrassen, um Widerstandskraft (etwa gegen Hitze und Kälte) und THC-Gehalt zu steigern – die afghanischen Indicas gelten als extrem wetterfest und ertragreich und haben so legendäre Sorten wie Northern Lights oder Skunk (mit)geprägt. Auch für medizinische Züchtungen sind diese Genetiken interessant, da manche alte Indicas zugleich hohe CBD-Werte beisteuern können.
Russland/Kasachstan (Ruderalis-Landrassen)
Klima & Wuchs: In den Steppen und Wäldern Zentralasiens und Osteuropas (südliches Sibirien, Kasachstan, Ukraine, Russland) wächst Cannabis ruderalis – eine wilde Cannabis-Unterart. Das Klima dort ist rauh (kurze, heiße Sommer; sehr lange, harte Winter), wodurch Ruderalis-Pflanzen ganz andere Strategien entwickelt haben. Sie bleiben sehr klein (oft nur 30–60 cm hoch) und bilden nur dünne, verstreute Blüten mit sehr geringem THC-Gehalt. Viele lokale Formen werden eher als „Wildhanf“ oder Unkraut betrachtet (sog. Ditch Weed), finden jedoch in der Zucht besondere Verwendung.
Anpassungen: Die wichtigste Eigenschaft der Ruderalis ist das „Autoflowering“: Tageslicht-unabhängige Blüte. Diese Pflanzen starten die Blüte automatisch nach wenigen Wachstumswochen, auch bei 18+ Stunden Tageslicht im Sommer. Dadurch können sie in ultrakurzer Zeit (oft 10–12 Wochen vom Keimen bis zu Samenreife) ihren Lebenszyklus abschließen, bevor der strenge Winter einsetzt. Die Samen überdauern dann Frost und Schnee bis zum nächsten Frühjahr. Ruderalis zeigt zudem enorme Resistenz gegen widrige Umstände – sie verträgt Frost, karge Böden und wird kaum von Schädlingen oder Krankheiten aufgehalten. Ein russischer Botaniker beschrieb bereits 1924 die Zähigkeit dieser Pflanzen in Regionen, wo andere Cannabistypen kaum überleben würden.
Typische Merkmale: Reine Ruderalis liefert kein starkes High (THC sehr niedrig, CBD oft etwas erhöht) und hat auch kein ausgeprägtes Terpenprofil – weshalb sie allein selten als Rauschhanf genutzt wird. Morphologisch erinnert sie an kleinen Industriehanf: dünner Stamm, sparsame Verzweigung, früh Samenbildung. Manche Ruderalis-Populationen (z.B. in Kasachstan) sind so kleinwüchsig und schnell, dass sie als halbannual gelten – d.h. zwei Generationen pro Jahr hervorbringen können.
Züchterische Bedeutung: Trotz ihres geringen eigenen Nutzwerts hat Cannabis ruderalis die Cannabiszucht revolutioniert: Durch Einkreuzen des Autoflower-Gens in indica/sativa-Linien entstanden selbstblühende Sorten, die unabhängig vom Lichtzyklus blühen. Diese Autoflower-Hybriden kombinieren die Potenz und Aromen von Indica/Sativa mit der Robustheit und Schnelligkeit der Ruderalis. Ergebnis sind Pflanzen, die in nur ~10 Wochen erntebereit sind und auch in hohen Breiten oder auf Balkonen (ohne Lichtsteuerung) zuverlässig blühen. Ruderalis-Genetik ermöglicht zudem mehrere Ernten pro Saison und verringert das Risiko, dass Frühfröste die Blüte zerstören. Praktisch alle modernen Auto-Sorten (von Lowryder bis zu heutigen THC-reichen Autos) führen auf zentralasiatische Ruderalis-Landrassen zurück. Obwohl reines Ruderalis wegen des milden Effekts kaum geraucht wird, ist es für Züchter unverzichtbar, um immer neue, schnelle und widerstandsfähige Cannabissorten zu erschaffen.
Cannabis Landraces aus aller Welt bieten einen unschätzbaren genetischen Pool. Jede Region hat klimabedingt spezielle Wuchstypen, Blütezeiten, Terpenprofile und Resistenzen hervorgebracht – von den harzigen Hochland-Indicas des Hindukusch über die psychoaktiven Tropen-Sativas Asiens und Amerikas bis zu den autoflowernden Wildhanfformen Zentralasiens. Züchter greifen auf diese ursprünglichen Genetiken zurück, um neue Hybriden mit gewünschten Eigenschaften zu entwickeln und die genetische Vielfalt von Cannabis zu erhalten. Landrassen sind somit die Grundlage der modernen Cannabis-Zucht und unerlässlich, um immer wieder frisches Erbgut – sei es für Geschmack, Wirkung, Robustheit oder medizinische Inhaltsstoffe – in die Züchtung einzubringen.
Bedeutung für die moderne Zucht

Breeder greifen immer wieder auf Landrassen zurück, um frische genetische Impulse in ihre Projekte zu bringen.
Ihre Vorteile:
- Sie bilden die Grundlage vieler Hybridsorten
- Sie liefern Resistenzen gegen Schimmel, Kälte oder Trockenheit
- Sie ermöglichen es, durch gezielte Rückkreuzungen stabile Linien aufzubauen
- Sie machen Autoflowering-Strains erst möglich – durch Ruderalis-Genetik
Einige konkrete Beispiele:
- Afghan Kush ist die Mutter vieler klassischer Indica-Hybriden – ob Northern Lights, Skunk oder Kush-Linien
- Thai-Landrassen stecken in berühmten Haze-Kreuzungen und verleihen ihnen das energetische High und exotische Aroma
- Cannabis ruderalis aus Zentralasien brachte das Autoflowering-Gen in die moderne Zucht und machte damit völlig neue Sortentypen möglich
Herausforderungen beim Arbeiten mit Landrassen

So wertvoll Landrassen für die Zucht sind – sie bringen auch einige Herausforderungen mit sich:
- Tropische Landrassen benötigen oft sehr lange Blütezeiten, was sie für viele Klimazonen ungeeignet macht
- Ihre genetische Variabilität führt zu zahlreichen unterschiedlichen Phänotypen in der ersten Generation
- Die Homogenität moderner Linien fehlt: Nicht jede Pflanze zeigt das gewünschte Merkmal
- Erfolgreiche Zucht mit Landrassen erfordert viel Geduld, gezielte Selektion und mehrere Generationen der Stabilisierung
Landrassen bewahren: Zwischen Kulturgeschichte und Genetik

Der Erhalt von Landrassen ist nicht nur aus Sicht der Breeder wichtig. Viele dieser Genetiken sind Teil der Kulturgeschichte ganzer Regionen. Ob libanesisches Hasch, jamaikanische Outdoortradition oder thailändische Waldsativas – jede dieser Linien erzählt eine Geschichte.
Durch Globalisierung, Kommerzialisierung und Hybridisierung drohen viele dieser Linien jedoch zu verschwinden. Deshalb setzen sich Projekte wie ACE Seeds oder The Real Seed Company aktiv dafür ein, Landrassen zu sammeln, zu dokumentieren und weiterzugeben – im Sinne genetischer Vielfalt und kultureller Verantwortung.
Alte Gene für neue Ideen
Landrassen sind die Wurzeln aller modernen Sorten. Sie stehen für genetische Vielfalt, für ursprüngliche Kraft – und für ein Stück Cannabisgeschichte. Wer neue Strains entwickeln will, sollte sich mit ihnen beschäftigen. Sie sind nicht nur Werkzeuge für die Zucht, sondern auch lebendige Zeugen der globalen Cannabiskultur.
Im nächsten Teil unserer Serie werfen wir einen Blick nach vorn: Wie entstehen eigentlich neue Strains? Welche Trends bestimmen die Breeding-Szene? Und was macht eine Sorte heute besonders spannend?
Bleib dran – es wird kreativ.
Landrassen Sorten und ihre Kinder bei Dirks Seedshop
Wir führen einige Landrassen und ihre direkten Nackommen. Diese meist viel einfacher zu growen als ihre wilden Eltern. Hier sind einige leckere Sorten aus unserem Katalog:
- Hindu Kush von Sensi Seeds: Landrasse aus dem Hindukusch auch als autoflowering Version im Shop
- White Widow von Growselect: brasilianische Sativa Landrasse x indische Indica Landrasse
- Northern Lights Automatic von Sensi Seeds: Afghani x Thai x Ruderalis
- Shiva Skunk von Sensi Seeds: Northern Lights x Skunk (Skunk: Afghani x Mexican x Colombian)
- AK-47 Autoflower von Growselect: AK-47 von Growselect: Thai x Afghani
- Blueberry Autoflower von Growselect: Thai x Afghani x Ruderalis
- Purple Haze Auto von Fast Buds: Haze x [indica] x Ruderalis
- Atomical Haze von Paradise Seeds: indische Sativa x afghanische Indica x Haze
- Californian Gold von Paradise Seeds: Afghani x (Skunk x Thai Indica)
- Afghan Kush Auto von Fast Buds: Afghani
- Allkush von Paradise Seeds: Afghani x Thai Sativa
- Master Kush Sensi Seeds: Landrasse Indien x Landrasse Afghanistan auch regulär im Shop
- Mexican Sativa von Sensi Seeds: Mexican x Durban x Hash Plant
Unsere Serie im Überblick:
- Seed-Produktion Teil 1/7: Einführung
Fokus: Wie entstehen Cannabis-Samen? Der Zuchtprozess von der Bestäubung bis zur Ernte. - Seed-Produktion Teil 2/7: Testen und Selektion
Fokus: Wie werden Phänotypen analysiert und selektiert? Wie findet man die besten Genetiken? - Seed-Produktion Teil 3/7: Stabilisierung von Genetiken
Fokus: Der Prozess der Rückkreuzung und Entwicklung stabiler Sorten. Warum ist Stabilität wichtig? -
Seed-Produktion Teil 4/7: Berühmte Breeder und ihre Signature-Sorten
Fokus: Vorstellung großer Namen der Szene und deren Top-Sorten.
Teil 1: Sebastian Good von Fast Buds im Interview
Teil 2: Basementchuckers im Interview
Teil 3: Antonio von Dutch Passion im Interview - Seed-Produktion Teil 5/7: Landrassen und ihre Bedeutung
Fokus: Ursprüngliche Genetiken, die Basis für viele moderne Hybride. - Seed-Produktion Teil 6/7: Wie neue Strains entstehen – Kreativität der Breeder
Fokus: Innovation und Experimentierfreude bei Breeder-Teams. Was sind die Trends (z.B. Dessert-Strains, besondere Terpenprofile)? - Seed-Produktion Teil 7/7: Wir machen selber! Praktische Tipps zur Selbstbestäubung
Fokus: Wie geht das mit den Männchen? Wie ernte und lagere ich Pollen? Wie bestäube ich nur einen Zweig einer weiblichen Pflanze und ernte den Rest?


