Cannabissamen sind das Herzstück eines jeden erfolgreichen Anbaus. Ihre Qualität und Genetik bestimmen Ertrag, Stabilität und letztlich die Zufriedenheit der Grower. Doch wie entstehen Cannabissamen eigentlich? Und wie läuft die Produktion auf dem Markt ab? Dieser Artikel ist der erste in unserer neuen Serie über die Samen-Branche. Er erklärt den grundsätzlichen biologischen Entstehungsprozess und beleuchtet, wie Breeder, Samenbanken und Bulkseeds den Markt beeinflussen.
Der biologische Vorgang der Samenproduktion
Die Cannabis-Pflanze im Überblick
Cannabis ist eine zweihäusige Pflanze, was bedeutet, dass sie männliche und weibliche Exemplare bildet. Während männliche Pflanzen Pollen produzieren, entwickeln weibliche Pflanzen Blüten, die bei erfolgreicher Bestäubung Samen ausbilden.
In der Natur geschieht dies durch Wind oder Insekten. In der kontrollierten Zucht isolieren Breeder jedoch männliche Pflanzen, um gezielte Bestäubung durchzuführen und unerwünschte Kreuzungen zu vermeiden.
Spektakulärerweise ist die Cannabispflanze in der Lage zu zwittern, also weibliche und gleichzeitig männliche Blüten auszubilden, und sich damit selbst zu befruchten. Dieses Phänomen ereignet sich zum Beispiel bei starkem Stress und dient dazu, die Art zu erhalten. Die Bereitschaft zum Zwittern ist von Sorte zu Sorte unterschiedlich stark vorhanden und von den meisten Homegrowern eher nicht erwünscht, denn niemand möchte Samen in seinem Gras. Das schmeckt nicht und reduziert die Entemenge und Potenz in erheblichem Maße. Für Breeder jedoch ist es eine praktische Eigenschaft, wie wir noch sehen werden.
Natürliche vs. kontrollierte Bestäubung
Natürliche Bestäubung: Im Freien geschieht die Bestäubung unkontrolliert. Dadurch können unerwünschte oder zufällige Kreuzungen entstehen.
Kontrollierte Bestäubung: In professionellen Zuchtprogrammen isolieren Breeder männliche Pflanzen, um gezielt gewünschte Genetiken zu kombinieren.
Feminisiert, autoflowering und reguläre Samen
Feminisierte Samen: Diese entstehen, indem weibliche Pflanzen zum Zwittern gebracht und somit zur Pollenproduktion gezwungen werden (z. B. durch Silberthiosulfat). Der resultierende Samen bringt zu fast 100 % weibliche Pflanzen hervor.
Autoflowering Samen: Durch die Kreuzung mit Cannabis Ruderalis entstehen Pflanzen, die unabhängig vom Lichtzyklus blühen. Ideal für schnelle und unkomplizierte Anbauzyklen.
Reguläre Samen: Diese Samen produzieren sowohl männliche als auch weibliche Pflanzen. Sie sind ideal für Züchter, die eigene Genetiken entwickeln wollen.
Die wirtschaftliche Seite der Samenproduktion
Professionelle Breeder – Die Genetik-Experten
Die Cannabis-Breeder unserer Zeit sind spezialisierte Züchter, die eigene Genetiken entwickeln und stabilisieren. Der Prozess ist aufwändig und kostet viel Zeit, aber er ist auch überaus interessant, und wir werden ihn in unseren nächsten Artikeln genauer beleuchten.Ganz kurz gesagt:
Phänotyp-Selektion: Über mehrere Generationen werden Pflanzen mit den gewünschten Eigenschaften ausgewählt.
Stabilisierung: Durch Rückkreuzungen wird sichergestellt, dass Nachkommen konsistente Merkmale aufweisen.
Tests: Die Samen werden auf Ertrag, Blühverhalten, Krankheitserreger/ Schädlinge und Cannabinoid-Profile geprüft.
Was ist ein Phänotyp? Ein Phänotyp bezeichnet das äußere Erscheinungsbild und die messbaren Eigenschaften einer Cannabispflanze. Der Phänotyp wird hier durch die Genetik (Genotyp) der Sorte bestimmt sowie durch Licht, Nährstoffe, Temperatur oder Luftfeuchtigkeit beeinflusst. Beispiele für Eigenschaften eines Phänotyps: Struktur, Farbe, Trichom-Dichte, Aroma (Terpenprofil), Cannabinoidgehalt und -zusammensetzung (Chemotyp), Blütezeit, Ertrag
Die Breeder der Branche mussten lange Zeit versteckt und im Verborgenen ihrer Kunst nachgehen, denn Cannabis war und ist in vielen Ländern bekannterweise illegal. Trotzdem wanderten Samen aus Thailand nach Südamerika und Arten aus Afghanistan wurden mit Nepalesischen gekreuzt. Man stelle sich die Katastrophe vor, wenn durch eine Hausdurchsuchung alle gesammelten und katalogisierten Samen und Mutterpflanzen verloren gingen.
Trotzdem oder gerade deswegen gab es immer wieder legendäre Sorten und die dazugehörigen Geschichten. Ob Original oder nicht, das weiss bei den Sorten heute keiner mehr so genau, und es gibt schon mal Uneinigkeiten wegen der Sortenbezeichnungen. Natürlich ist es frustrierend für viele passionierte 420er, wenn jemand kurzerhand seine Pflanzen bestäubt, tausende Seeds erntet und sie dann (ohne zu testen und die Eltern zu nennen) Superduper Crystal Ball Haze nennt und damit Kohle scheffeln will. Aber so sind sie nun mal, unsere Pappenheimer. Jeder kann theoretisch Breeder sein, und deswegen werden wir im letzten Artikel dieser Serie unser Glück auch mal versuchen. Seid dabei!
Samenbanken und Produzenten
Samenbanken kaufen fertige Genetiken vom Breeder und vertreiben sie an Konsumenten. Der Vorteil: Grower erhalten getestete und stabile Samen aus einer riesigen Auswahl, im optimalen Fall mit detaillierten Informationen zu Eigenschaften und Ergebnissen.
Samenbanken vs. Breeder:
- Breeder entwickeln die Genetik.
- Samenbanken verbreiten die Genetik am Markt.
Bulkseeds – Massenproduktion ohne Stabilität
Bulkseeds sind massenproduzierte Samen, die ohne ausgiebige Tests verkauft werden. Sie sind günstig, bieten aber Risiken:
- Fehlende Stabilität der Genetik.
- Hohe Wahrscheinlichkeit von unerwünschten Phänotypen (z. B. Zwittern).
- Unklarheit über Ertrag und Cannabinoid-Profile.
Für Grower, die Wert auf Qualität und Konsistenz legen, sind Bulkseeds oft keine langfristige Lösung.
Qualitätskontrolle bei Cannabissamen
Die Qualität eines Cannabissamens bestimmt den Erfolg des gesamten Anbauzyklus. Breeder führen daher umfangreiche Tests durch:
- Anbau-Tests: Samen werden unter verschiedenen Bedingungen getestet.
- Analyse der Cannabinoid- und Terpen-Profile: THC- und CBD-Werte werden gemessen und es wird eine Aufstellung über die vorhandenen Terpene angegeben.
- Stabilitätstests: Über Generationen hinweg wird die Konsistenz geprüft.
Im Gegensatz dazu fehlt bei Bulkseeds häufig eine solche Qualitätskontrolle, was zu unzuverlässigen Ergebnissen führen kann.
Tipps für Grower
Welche Samenquelle ist die richtige?
Hobby-Grower: Profitieren von feminisierten oder autoflowering Samen von etablierten Breeder oder Samenbanken. Findet bei Dirk’s Seedshop die besten Samen in Deutschland!
Kommerzielle Grower: Sollten abwägen zwischen Bulkseeds (niedrige Kosten, hohe Risiken) und stabilen Genetiken (verlässliche Ergebnisse). Wir bei Dirk’s Seedshop beraten euch gerne!
Züchter: Verwenden hochwertige Samen für eigene Kreuzungen, es können auch exklusive Klone von berühmten Mutterpflanzen erworben werden, um mit ihnen zu züchten. Da braucht es einiges an Beziehungen und Erfahrung, und auch letztendlich das nötige Kleingeld, um an die besten originalen Sorten heranzukommen.
Worauf achten beim Kauf?
Herkunft der Samen: Seriöse Anbieter geben Informationen zur Genetik und Tests. Wir bei Dirk’s Seedshop kennen unsere Lieferanten und sind stolz darauf, euch das beste Saatgut bieten zu können!
Reputation: Bewertungen und Erfahrungsberichte anderer Grower, zB auf Growdiaries oder in unserem Shop.
Cup Winner: Ein gutes Zeichen für außergewöhnliche Genetiken. Haltet die Augen offen nach immer neuen brandheißen Sorten!
Fazit
Cannabissamen sind nicht gleich Cannabissamen. Die Frage , ob stabilisierte Genetiken, geprüfte Samenbanken oder günstige Bulkseeds spaltet immer wieder die Community. Breeder leisten wertvolle Arbeit, indem sie über Generationen hinweg stabile und zuverlässige Samen entwickeln. Samenbanken sorgen dafür, dass diese Genetiken weltweit verfügbar werden, während Bulkseeds für Anbauer interessant sind, die vor allem auf den Preis achten. Bulkseeds sind nichts Schlechtes, solange sie als solche erkennbar sind. Wenn man allerdings einen Erfahrungsschatz bezüglich Genetiken aufbauen will, dann sollte garantiert sein, dass man auch bekommt, was auf der Packung draufsteht. Deswegen empfehlen wir in diesem Fall, Seeds zu erwerben, bei denen die Elternsorten angegeben werden und im besten Fall sogar die möglichen Phänotypen.
Außerdem: Wer in Qualität investiert, profitiert langfristig – denn die Basis für jede erfolgreiche Ernte beginnt beim Samen.
Bleibt gespannt, bald kommt Teil 2/7: Testen und Selektion!
Unsere neue Serie im Überblick:
- Seed-Produktion Teil 1/7: Einführung
Fokus: Wie entstehen Cannabis-Samen? Der Zuchtprozess von der Bestäubung bis zur Ernte. - Seed-Produktion Teil 2/7: Testen und Selektion
Fokus: Wie werden Phänotypen analysiert und selektiert? Wie findet man die besten Genetiken? - Seed-Produktion Teil 3/7: Stabilisierung von Genetiken
Fokus: Der Prozess der Rückkreuzung und Entwicklung stabiler Sorten. Warum ist Stabilität wichtig? - Seed-Produktion Teil 4/7: Berühmte Breeder und ihre Signature-Sorten
Fokus: Vorstellung großer Namen der Szene und deren Top-Sorten. - Seed-Produktion Teil 5/7: Landrassen und ihre Bedeutung
Fokus: Ursprüngliche Genetiken, die Basis für viele moderne Hybride. - Seed-Produktion Teil 6/7: Wie neue Strains entstehen – Kreativität der Breeder
Fokus: Innovation und Experimentierfreude bei Breeder-Teams. Was sind die Trends (z.B. Dessert-Strains, besondere Terpenprofile)? - Seed-Produktion Teil 7/7: Wir machen selber! Praktische Tipps zur Selbstbestäubung
Fokus: Wie geht das mit den Männchen? Wie ernte und lagere ich Pollen? Wie bestäube ich nur einen Zweig einer weiblichen Pflanze und ernte den Rest?